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ORIENTIERUNGEN: Zeitschrift zur Kultur Asiens (OR) |
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Herausgeber: Berthold DAMSHÄUSER, Harald MEYER und Dorothee SCHAAB-HANKE |
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Paperback (21 x 14,85 cm) |
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Die 1989 von Wolfgang KUBIN begründete und dann ab 1992 zusammen mit Berthold Damshäuser bis 2013 herausgegebene Zeitschrift ORIENTIERUNGEN ist eine orientalistische Fachzeitschrift. Mit dem Jahrgang 2014 trat Ralph Kauz (Professor für Sinologie am Institut für Orient- und Asienwissenschaften der Universität Bonn) an die Stelle von Wolfgang Kubin. Ab dem Jahrgang 2015 sind LI Xuetao 李雪濤 (Professor an der Beijing Waiguoyu daxue 北京外国语大学) und Dorothee Schaab-Hanke (OSTASIEN Verlag) und ab dem Jahrgang 2018 Harald Meyer (Professor für Japanologie am Institut für Orient- und Asienwissenschaften der Universität Bonn) weitere Mitherausgeber der ORIENTIERUNGEN. Mit dem Jahrgang 31 (2019) hat Li Xuetao, mit dem Jahrgang 33 (2021–2022) Ralph Kauz seine Mitherausgeberschaft wieder aufgegeben. Während der ersten drei Jahrgänge trug die Zeitschrift den Untertitel "Neue Mitteilungen des Seminars für Orientalische Sprachen der Universität Bonn", seit 1992 lautet er "Zeitschrift zur Kultur Asiens". Die ORIENTIERUNGEN haben eine kulturwissenschaftliche Ausrichtung bezogen auf den geographischen Raum Asien in seiner Gesamtheit und konzentrieren sich dabei besonders auf die Dynamik der Entwicklungen innerhalb der asiatischen Kulturen. Dazu dienen kulturwissenschaftliche Analysen, Essays und Übersetzungen bedeutender Werke der modernen wie älteren asiatischen Literaturen. Das Heft 1/1989 wurde vom CVS Verlag (in Frankfurt) herausgegeben, alle weiteren Hefte bis 2/2014 erschienen dann im Rahmen von edition global (zuerst in Frankfurt, dann in München). Die beiden Jahrgänge 2015 und 2016 von Orientierungen erschienen in Kooperation mit dem Verlag Waiyu jiaoxue yu yanjiu chubanshe 外语教学与研究出版社 [Foreign Language Teaching and Research Press], Beijing. Autoren, die einen Beitrag in Orientierungen publizieren möchten, bitten wir, ihr Manuskript, zusammen mit einem kurzen akademischen Werdegang, zunächst elektronisch als Word- sowie als PDF-Datei an die Verlagsredaktion zu schicken. Ihr Manuskript wird von uns an die Herausgeber der Zeitschrift weitergeleitet. Ein Stylesheet finden Sie hier. Von den bei edition global erschienenen Jahrgängen hat der OSTASIEN Verlag kleinere Restbestände übernommen. Falls Sie am Erwerb bestimmter Hefte Interesse haben oder die Zeitschrift subskribieren möchten, richten Sie Ihre Bestellung bitte an: martinhanke@t-online.de. |
34 (2023) |33 (2021–2022) 32 (2020) | 31 (2019) 30 (2018) | 29 (2017) 28 (2016) | 27 (2015) |
Jahrgang 34 (2023) |
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iv + 331 Seiten 2023 |
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Jahrgang 33 (2021-2022) |
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iv + 316 Seiten 2022 |
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Jahrgang 32 (2020) |
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iv + 358 Seiten 2021 |
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Robert F. WITTKAMP. Der Herrscher zieht zur Jagd: Narrative Lyrik im "Man’yōshū der Anfangszeit" Rezensionen
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Jahrgang 31 (2019) |
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iv + 355 Seiten 2020 |
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Inhalt |
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Dossier: „Fujian’s Maritime Connections and Popular Cults“
Weitere Artikel
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Jahrgang 30 (2018) |
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iv + 346 Seiten 2019 |
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Jahrgang 29 (2017) |
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iv + 334 Seiten 2018 |
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Inhalt |
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Jahrgang 28 (2016) |
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iv + 325 Seiten 2017 |
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Jahrgang 27 (2015)Möglichkeiten und Grenzen des Übersetzens |
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xv + 303 Seiten 2016 ISBN 978-3-946114-32-1 (09364099) |
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Dieser Jahresband versammelt siebzehn Studien, die allesamt über das Übersetzen reflektieren. Mehrere erfahrene Übersetzer haben sich bereit erklärt, aus ihrer Praxis zu berichten, Mitarbeiter und Studierende des Bonner Instituts für Orient- und Asienwissenschaften nutzten dieses Forum, um über ihre Erfahrungen mit dem Übersetzen aus Qualifikations- und anderen Arbeiten zu berichten. Zeitlich umspannen die hier besprochenen Übersetzungen Texte vom Altertum bis zur unmittelbaren Gegenwart. | |
Inhalt |
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Übersetzen im Sinne der Völkerverständigung?
Grenzen und Möglichkeiten des Übersetzens
Wie viel Freiheit braucht ein Text? Zur Crux des Literaturübersetzens
Übersetzer als Kulturvermittler
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Möglichkeiten und Grenzen des Übersetzens: Eine EinführungZu Zeiten Herders und Goethes blies man zum Aufbruch, durch Übersetzungen der Literaturen der Welt das Verständnis der Völker und Kulturen untereinander zu verbessern. Die ersten vier Texte dieses Themenhefts scheinen alle in einem gewissen Spannungsverhältnis zu diesem Ideal zu stehen. Man hatte damals natürlich vor allem das Deutsche als Zielsprache vor Augen, doch jetzt, und davon handelt der Beitrag von Christoph Harbsmeier, ist es das Englische, insbesondere dasjenige, das auf wissenschaftlichen Konferenzen von Gelehrten aller Nationalitäten verwendet wird, das mittlerweile zur dominierenden Universalsprache geworden ist. Was diesem Englisch fehle, das zwar eine globale Verständigung ermögliche, seien jene subtileren Begriffe, die untrennbar zu den Ländern und Kulturen gehörten, in denen sie ursprünglich geprägt worden seien. Bezahlt somit die Völkergemeinschaft ihre bessere Verständigung untereinander mit einer Verflachung im Einzelnen? Mit ganz anderen Entwicklungen, die ebenfalls der Völkerverständigung abträglich sind, befasst sich Wolfgang Kubin. Er berichtet von der an sich sehr begrüßenswerten „Go Global Strategy“, mit der von staatlicher chinesischer Seite her eine stärkere Verbreitung chinesischer Literatur im Ausland propagiert wird, die jedoch offenbar von manchen chinesischen Verlagen aus Sparsamkeitsgründen missbraucht wird, indem etwa ausdrücklich nur Zweitübersetzungen aus dem Englischen in Auftrag gegeben werden, statt kompetente Übersetzer mit Direktübersetzungen aus dem Chinesischen zu betrauen. Ulrich Kautz wiederum beanstandet, dass Literaturübersetzungen aus dem Chinesischen trotz aller Versuche, etwa durch den Chinaschwerpunkt im Jahr 2009 auf der Frankfurter Buchmesse, der chinesischen Literatur in Deutschland stärkere Beachtung teilwerden zu lassen, noch immer nicht nachhaltig auf dem deutschen Büchermarkt Fuß fassen konnten. Als Grund hierfür nennt er vor allem das seiner Ansicht nach stark auf politische Inhalte fokussierte Interesse deutscher Leser, gerade wenn es um chinesische Literatur geht. Die Schuld für die daraus wiederum resultierende einseitige Auswahl chinesischer Literatur gibt er zum Teil den Verlegern, zum Teil aber auch den Übersetzern selbst, da diese, so Kautz, den Verlagen auch nicht unbedingt qualitativ hochwertige Literatur empfehlen würden. Angesichts solcher Missstände in einer Welt, in der es doch weder an Übersetzern noch an „Equipment“ für eine kompetente Kulturvermittlung fehlen sollte, mag man sich fragen, was nur aus den Idealen des frühen 19. Jahrhunderts geworden ist, als die Kriege von manchen darauf zurückgeführt wurden, dass die Völker der Welt einfach zu wenig übereinander wüssten. Mit Friedrich Rückert, der über 40 Sprachen erlernte, um durch das Übersetzen fremder Literaturen in die deutsche Sprache das Völkerverständnis zu verbessern, befasst sich der Beitrag von Dorothee Schaab-Hanke. Anhand einer Überprüfung seiner „Aneignung“ des chinesischen „Buches der Lieder“ stellt sie jedoch zum einen fest, dass Rückert sich in diesem Fall nur als „Zweitübersetzer“ hervortat, zum andern stellt sie die Frage, ob der Versuch Rückerts, dem deutschen Leser die fremde Kost möglichst vertraut darzustellen, diesem nicht ein zu verfälschtes Bild vom chinesischen Denken, zumal in einer so frühen Zeit, vermittelt hat. Vier weitere Beiträge dieses Bandes loten die „Grenzen und Möglichkeiten des Übersetzens“ aus, wobei das Hauptgewicht hier auf die „Grenzen“ gelegt sei. Unter dem Motto „Wer viel macht, macht auch viele Fehler“ ermutigt Volker Klöpsch seine sinologischen Kollegen, mehr zu übersetzen und sich dabei auch nicht von Kritik einschüchtern zu lassen. Als Gründe für Fehler und Missverständnisse, die unvermeidlich sind, zählt er auf: „…die räumliche Ferne, die historische und sozio-kulturelle Distanz, den Exotismus, die Schwierigkeiten einer völlig unterschiedlich strukturierten Sprache, die auch andere Denkweisen bedingt. Er stellt in seinem Beitrag eine Typologie der häufigsten Fehler beim Übersetzen heraus und zeigt an Beispielen – aus den Übersetzungen anderer wie auch aus seinen eigenen – wie sich selbst bei guten Übersetzern fast unvermeidbar immer wieder Fehler einschleichen. Der Beitrag von Rainer Schwarz deckt in zynisch-verbitterter Weise Fehler auf, die seiner Meinung nach seinem Co-Übersetzer Martin Woesler bei der Neuübersetzung des qingzeitlichen Romans Honglou meng unterlaufen sind, die unter beider Namen 2008 unter dem Titel „Der Traum der roten Kammer oder die Geschichte vom Stein“ bei dem – ebenfalls von Martin Woesler gegründeten – Deutschen Universitätsverlag erschien. Es handelt sich dabei im Grunde um eine Addenda zu einem umfangreicheren Artikel, den Schwarz schon 2010 bei Monumenta Serica publizierte, aus dem auch hervorgeht, dass aufgrund mangelhafter bis gar nicht vorhandener Kommunikation zwischen beiden Übersetzern schwerwiegende Fehler passiert sind, die sich besser kein Verleger zuschulden kommen lassen sollte. Edeltrud Kim setzt sich, als derzeitige Vorsitzende des Stiftungsrates des Instituts für Übersetzungsforschung zur deutschen und koreanischen Literatur in Seoul, mit den häufigsten Problemen auseinander, die beim literarischen Übersetzen aus dem Koreanischen ins Deutsche gemacht werden. Sie plädiert dabei – trotz der von ihr durchaus wahrgenommenen Grenzen dieser Vorgehensweise – für das Tandem-Modell als „Notlösung“ des literarischen Übersetzens, bei dem jeweils ein koreanischer Muttersprachler die Rohübersetzung aus dem Koreanischen und ein deutscher Muttersprachler die Feinübersetzung ins Deutsche vornehmen sollte, und diskutiert sowohl die Nachteile als auch die Vorteile dieses Vorgehens. Cui Peiling, die ihre Dissertation dem Vergleich zwischen deutschem und chinesischem Humor gewidmet hat, zeigt in ihrem Beitrag exemplarisch die Hauptprobleme auf, vor die sich ein Übersetzer gestellt sieht, der versucht, chinesische Witze adäquat ins Deutsche zu übertragen. Anhand verschiedener Theorien, die versuchen, dem Phänomen, wie ein gelungener Witz typischerweise funktioniert, auf die Spur zu kommen, macht sie deutlich, wo die auch kulturbedingten Unterschiede zwischen dem, worüber Chinesen oder auch Europäer lachen, liegen und macht dabei eindrucksvoll deutlich, dass man beim Versuch, das Witzige auf allen Ebenen der Ausgangssprache in die Zielsprache hineinzuholen, als Übersetzer quasi zwangsläufig an seine Grenzen stößt. Vom schwierigen Geschäft des literarischen Übersetzens und der Frage nach der richtigen Mischung zwischen Texttreue und Loslösung vom Original berichten sodann fünf Beiträge, deren Verfasser jeweils anhand eigener übersetzter Texte und unter Zugrundelegung unterschiedlicher Übersetzungstheorien ihre jeweiligen Entscheidungen begründen. Marc Hermann, der sich als Verfechter eines funktionalen Ansatzes beim Übersetzen zu erkennen gibt, demonstriert am Beispiel von Passagen seiner Übersetzung des Romans Jinshan (Deutsch: „Der Traum von Goldenen Berg“) von Zhang Ling, dass insbesondere bei Werken der Unterhaltungsliteratur eine allzu wörtliche Übersetzung gerade von Stellen, die im chinesischen Original einen gewissen Pathos und vor allem zuviel Redundanz aufweisen, auf einen deutschen Leser geradezu zwangsläufig „komisch“ wirken. Mit der Bemerkung, man übersetze Gedanken und nicht nur Worte, plädiert Hermann dafür, sich vom Ausgangstext so weit zu befreien, dass besonders da, wo im Chinesischen vor allem Konventionelles ausgedrückt wird, eine möglichst kurze Lösung in der Zielsprache gewählt wird. Insbesondere Fußnoten, die ein philologischer Übersetzer gerne wählen würde, sieht er – mit Umberto Eco – allenfalls als „Ultima ratio“ und lediglich als die Besiegelung einer Niederlage. So fordert Hermann, dass der Übersetzer teilweise selbst zum Lektor werden müsse, der – wo immer nötig – kürzt oder auch durchaus sanft korrigiert, etwa wenn im Original Anachronismen oder ähnliche Fehler vorkommen. Ist es schon schwierig, Werke der leichtergewichtigen „Unterhaltungsliteratur“, die zumindest in der Ausgangssprache für einen muttersprachlichen Leser leicht verständlich sind, aus einer fernen Sprache und Kultur ins Deutsche zu übertragen, so erscheint diese Aufgabe umso schwieriger, wenn schon der Autor seinen muttersprachlichen Lesern einiges an Leidensbereitschaft abverlangt. Der koreanische Schriftsteller Kim Yeoun-su, schreibt Heike Lee, die zusammen mit Lee Tae Hoon kürzlich dessen Buch Ich bin ein Phantomschriftsteller ins Deutsche übertragen hat, soll wörtlich gesagt haben: „Sätze, die dem Leser sowieso, ja selbst dem Autor Mühsal bereiten, sind gute Sätze.“ Die übersetzerische Entscheidung, ob man eine philologische oder eine funktionale Übertragung wählen sollte, erhält hier eine neue Dimension, nämlich wenn sich der Übersetzer, wie in einer der in diesem Band enthaltenen Geschichten, mit der Figur eines Philologen konfrontiert sieht, dessen Auseinandersetzung mit den in einem alten chinesischen Text enthaltenen Schriftzeichen er wiederum in ein dem deutschen Leser verständliches Deutsch übertragen soll. Das gleiche gilt für die Fußnote, nämlich da, wo Kim Yeon-su schon selbst in seinem Text eine solche gesetzt hat. Aus Gründen der Texttreue sollte nach Ansicht von Lee in solchen Fällen auch in der Übersetzung eine entsprechende Fußnote gesetzt werden. Insgesamt jedoch, so Lee, haben sich die Übersetzer hier für eine einbürgernde Übersetzung (nach Schleiermacher) entschieden, d. h. einer Übersetzung, die sich darum bemühe, nicht zu verfremden, bzw. wohl, das Werk dem Leser der Zielsprache nach Möglichkeit nicht allzu fremd erscheinen zu lassen. Auch Martina Heinschke betont in ihrem Aufsatz das Andersartige und die damit verbundene Herausforderung des Literaturübersetzens gegenüber dem von reinen Gebrauchstexten. Durch die detaillierte Dokumentation ihrer Übersetzungsarbeit an dem Roman „Tigermann“ des aus West-Java stammenden Autors Eka Kurniawan ermöglicht sie es auch einem nicht des Indonesischen kundigen Leser, in die Besonderheiten dieser Sprache Einblick zu nehmen. Wörtlich schreibt sie: „Auch wenn beim Transfer in eine Fremdsprache allerhand verändert wird und sicherlich auch verloren geht, muss beides, das „Was“ und „Wie“, in irgendeiner Form erhalten bleiben und nacherschaffen werden, damit das übersetzte Produkt auch in der Zielsprache als Literatur wertgeschätzt wird.“ An zahlreichen Beispielen zeigt sie, wie sie mit Besonderheiten des Ausgangstextes, etwa dem stark parataktischen Stil des Romans, in der Zielsprache umgegangen ist, aber auch mit Satzstil und Metaphern, die, wie sie schreibt, zum Teil „individuell geprägt, aber auch Teil des kulturell Fremden im Text“ seien, „zu dem auch kulturelle Realia und Intertexte aus dem indonesischen Sprachraum gehören.“ Monika Motsch berichtet von den Problemen, die sich bei ihrer Übersetzung des Werks Die Umzingelte Festung von Qian Zhongshu (1910–1998) und des von seiner Frau Yang Jiang (1911–2016) verfassten Romans Wir Drei aufgetan haben. Wie Motsch schreibt, fiel ihr das Übersetzen von Yang Jiangs Werk – anders als sie selbst gedacht hätte – noch schwerer als das ihres Mannes, auch wenn jenes reicher an literarischen Anspielungen sei, da Yang Jiangs Stil „reich an Unter- und Obertönen, mit Anklängen an traditionelle Motive, an Dialektausdrücke aus Shanghai und Suzhou, mit Anspielungen auf lokalen Volksglauben oder auf die Welt der Geister“ sei. In diesem Beitrag zeigt sie Unterschiede im Stil beider Werke besonders am Beispiel der von beiden Autoren häufig verwendeten Tiermetaphorik. Sabine Weber widmet sich auf der Basis ihrer Übersetzung des Gedichtes „Sichtung eines Fesselballons“ von Zhang Sigui (1816–1888) der schwierigen Frage, wie man, unter der Berücksichtigung moderner Übersetzungstheorien wie der von Ulrich Kautz und Christiane Nord, der Forderung nach einer „adäquaten“ Übersetzung am besten gerecht werden kann. Dabei konzentriert sie sich auf drei Aspekte, nämlich „das inhaltliche Kernmotiv des Fesselballons, den stilistisch-formellen Aspekt der Textkreation und das sprachliche Phänomen der polyglotten Lesbarkeit“ des Ausgangstextes. Im vierten und letzten Block sind Studien versammelt, die sich aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und auf der Basis unterschiedlicher Quellenarten dem Thema der Kulturvermittlung widmen. Einen beherzten Versuch, den Begriff der Sünde, einem zentralen Begriff der christlich-abendländischen Kultur, auch in der chinesischen Antike als Begriff bereits aufzuspüren, unternimmt Thomas Crone. Seiner Auffassung nach stellt das Wort jiu, das – so Crone – die Verantwortung für das Erzürnen eines übernatürlichen Wesens, also den Verstoß gegen einen göttlichen Willen, bezeichnen kann und das seiner Untersuchung zufolge bereits in Texten, die bis auf die Zeit der Shang- und Zhou-Dynastien (ca. 1100–221 v. Chr.) zurückgehen, belegt ist, gewissermaßen das chinesische Pendant zum christlichen Verständnis von „Sünde“ dar. Zwar nicht vom Übersetzen an sich, aber doch von einem Menschen, der als des Chinesischen mächtiger Jesuit viele Jahre in China lebte, handelt der Aufsatz von Liu Yanyan. Sie befasst sich mit der langjährigen Freundschaft zwischen He Qiaoyuan (1558–1632) und dem Jesuiten Guilio Aleni (1582–1649). Aleni war im Chinesischen so bewandert, dass ihm die seltene Ehre zuteil wurde, dass er beim Tode seines Freundes damit beauftragt wurde, einen Nachruf auf ihn zu verfassen. Die Studie von Ralph Kauz und Li Wen befasst sich mit einer für den chinesischen Islam in der Ming- und frühen Qing-Zeit zentralen Quelle: dem von Zhao Can (gest. 1695 oder 1714) verfassten Jingxue xi chuanpu. Aus dieser Sammlung von 25 Biographien muslimischer chinesischer Gelehrter wird diejenige des Begründers der „Shandong-Schule“ Chang Zhimei (und seines Freundes Li Yanling) herausgegriffen und übersetzt, um exemplarisch die Bedeutung derselben für die Entwicklung des Islams in China in jener Zeit, aber auch verschiedene Übersetzungsprobleme bei diesem vielleicht peripheren, aber auch einzigartigen Text aufzuzeigen. Die Frage der Kulturvermittlung steht auch im Mittelpunkt des Vergleichs, den Frieder Stappenbeck zwischen Übersetzungen aus dem Französischen, Englischen, Spanischen und seiner eigenen deutschen Übersetzung des koreanischen Romans „Das ewige Reich“ von Yi Inhwa (geb. 1966) angestellt hat. Dabei ist er auf interessante Unterschiede im Hinblick auf den Umgang der jeweiligen Übersetzer mit dem koreanischen Ausgangstext gestoßen. Da der Text, wie er schreibt, die Charakterzüge von Krimi, historischem Roman, Chronik oder philosophischem und politischem Traktat aufweise, sei dabei besonders interessant, welches dieser Genres dem jeweiligen Übersetzer (oder auch dessen Verlag) besonders wichtig war. So seien bei der französischen Übersetzung etliche Exkurse des Erzählers oder der Romanfiguren, die für den Krimi-Aspekt des Buches weniger relevant waren, einfach ausgelassen worden, die von den anderen Übersetzern treulich übernommen wurden. Während die spanische Übersetzung nach dem Eindruck des Übersetzers stark an die französische angelehnt sei, zeichneten sich die englische und (seine) deutsche Übersetzung stärker durch „semantische Genauigkeit“ aus. Siebzehn Texte, in denen Fragen des Übersetzens reflektiert werden und deren Autoren sich aus jeweils anderen Blickwinkeln dieser Thematik annähern – dem Leser bleibt nun die Qual der Wahl, welchen der Texte er als erstes lesen will. |
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Dorothee Schaab-Hanke | |