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Revolutionäre Jugend |
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Lao Li |
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Erinnerungen an Xiaoyan[1] |
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(Teil 1) |
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(A1) Xiaoyan habe ich Anfang August 1972 kennengelernt. Die Brüder Manzi und Jiu hatten sich mit mir zu einem Ausflug zum Sommerpalast verabredet. Wir hingen damals ohne Arbeit in Peking herum, auch die mit Zuzugsgenehmigung hatten keine Arbeit. Im Sommerpalast waren damals noch andere dabei, darunter Xiaoyan und ihr kleiner Bruder. Manzi und Jiu hatten mir gegenüber Xiaoyan schon früher erwähnt. Manzi und Xiaoyan hatten sich als Kinder gekannt. Später hatten sie sich aus den Augen verloren. Vor knapp einem Monat hatte Manzi über einen gemeinsamen Freund aus der Kinderzeit Xiaoyan wiedergefunden. Xiaoyan arbeitete damals in einer Sägeblattfabrik am Drehstuhl, sie war noch keine 18 Jahre alt. Die Eltern[2] lebten nicht mehr. Zur Familie gehörten außer ihr nur ihr Bruder, damals in der Unterstufe des Gymnasiums, und eine über siebzigjährige alte Frau, die sich um sie kümmerte. Der Ausflug war an einem Sonntag, dem Ruhetag der Sägeblattfabrik. Ich traf Manzi am Eingang zum Sommerpalast, Xiaoyan stand nicht weit von ihm. Sie trug eine weiße Bluse, war größer als die Mädchen sonst, und ihre Haut war dunkler, sie sah etwas nach Indien oder Pakistan aus. Neben ihr stand ihr Bruder, Wu Zhang, ein kleiner, schmächtiger Junge. Mit ihnen zusammen war noch ein Mädchen, L., die einen schwarzen Rock trug, Xiaoyans gute Freundin. Wir klettern auf die Hügel, schwammen, ruderten. Xiaoyan saß im Heck und plantschte mit den Füßen im Wasser, sie schien lebhaft, vergnügt, natürlich. Man sah an ihr keine Spuren irgendwelcher vergangenen Leiden. Wir blieben den ganzen Tag dort, und im Xiequ-Hof machten wir ein Foto von uns allen. (A2) Ein Woche später, wieder Sonntags, kamen wir alle zu Jiu, spielten Karten, Tischtennis, erzählten Geschichten. Xiaoyan, Wu Zhang und L waren alle da. Xiaoyan sagte, ihr Bruder und sie müssten bald nach Taiyuan, ihre angeheiratete Tante väterlicherseits besuchen. An diesem Tag sah ich viel zu und sagte wenig, ich hatte durchweg L. im Auge; verglichen mit Xiaoyan war sie sehr ruhig. Ich dachte an Tschechows Wort: „Als ob im Hause Feuer ausgebrochen wäre. “ (A3) Ende August kam Xiaoyan aus Shanxi zurück nach Peking. Inzwischen hatte ich mich die ganze Zeit um L. bemüht. Anfang September, bei Xiaoyan zuhause, hat L. mich schließlich erhört. An diesem Abend fuhr ich mit einem alten Fahrrad von der Dingjiakeng Nr. 2 in nur 55 Minuten zurück zum Yandong-Park bei der Peking-Universität.[3] Vorher war ich diesen Weg schon mehrmals gefahren, und nachher bin ich ihn noch oft gefahren, aber nie in weniger als 80 Minuten. (A4) An einem Vormittag Anfang November kamen wir zu viert, Jiu, Xiaoyan, Wu Zhang und ich, in den Badachu-Park westlich der Stadt. Jiu und ich trugen in unseren Büchertaschen kleine Schaufeln. Xiaoyan hatte sich einen großen Ranzen auf den Rücken gepackt, darin war die Asche ihrer Mutter. Wir sollten ihr helfen, die Asche zu begraben. Ich wollte einen ruhigen Winkel finden. Aber als wir halb den Berg hochgekommen waren, sah sie einen Fels, auf dem groß das Zeichen Fo, Buddha, eingeschlagen war, und wollte nicht weiter; die Asche solle am Fuße dieses Felsens begraben werden. Zu viert gruben wir abwechselnd mit den beiden Schaufeln – die eigentlich dazu gedacht waren, Asche aus dem Ofen zu holen. Der Boden war hart, er bestand mindestens zur Hälfte aus großen und kleinen Steinen, deshalb kamen wir nur langsam voran. Da hier immer mal Spaziergänger auftauchten, war mir bei dieser Arbeit etwas unbehaglich. Als wir aber von der Graberei schließlich ganz verschwitzt waren, kümmerten mich neugierige Blicke weiter nicht mehr. Als wir es fast geschafft hatte, stieß meine Schaufel auf einen harten Stein, brach und riss mir die Haut an der Hand auf. Xiaoyan verband mir die Hand mit ihrem Taschentuch, es war blassrosa, und es waren so etwas wie weiße Kaninchen darauf gedruckt. Schließlich hatten wir eine kleine Grube ausgegraben, 35 cm lang und breit, knapp 20 tief. Xiaoyan wollte, dass Jiu und ich wieder den Berg hinunter gingen und drunten auf sie warteten. Wir gingen, bis wir den Fels nicht mehr sahen, dann blieben wir stehen. Von oben hörten wir undeutlich leises Sprechen und Weinen; Xiaoyan und ihr Bruder verabschiedeten sich von ihrer Mutter. (A5) Ungefähr zehn Tage später ging L. und kam nicht wieder. Ein Grund war, dass Xiaoyan mich plötzlich fragte: „Wenn ich dich mag, was machst du? “ Als erster antwortete nicht ich auf diese Frage, sondern L. Sie ging. Ich zerbrach ein Stück Glas und blutete stark. Xiaoyan streckte mir die Hand hin, ich wollte ablehnen, war auch entschlossen dazu – anfangs schob sie die Schuld an L.s Weggang immer auf L. Doch stets wenn ich sah, wie einsam und traurig sie war, vergaß ich meinen Entschluss. Manzi sagte zu mir, Xiaoyan habe zu viel gelitten, sie brauche jemanden, der ihr die Last auf ihrer Seele tragen helfe; aber er hielt Xiaoyans Wahl nicht für sehr glücklich. Xiaoyan sagte zu mir, sie fühle, ich sei stabil. Manzi hatte recht. Xiaoyan hatte unrecht. Ich selbst, ich dachte nicht viel. Einen Monat, nachdem L. gegangen war, wurde ich Xiaoyans erster Freund. Ich küsste sie, sie hatte Angst. Sie sagte, bisher habe nur ihr Papa sie geküsst.
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