OSTASIEN Verlag
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Revolutionäre Jugend
 
   
Zhang Langlang
 
   
2   Ich und die Todeszelle
 
   
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Viele meinen: Gedanken kann man nicht sehen, nicht ertasten, wie kann man eine solche Straftat feststellen? Die Kommunisten konnten es. Sie hatten jahrelange Erfahrung in der Abgrenzung von Gedankenverbrechen und ganz konkrete Methoden dafür, wie z.B.:

1.         Wenn das verbrecherische Verhalten eine bestimmte Stufe erreicht hatte, konnte ohne weitere Beweise ein Verbrechen festgestellt werden, wie bei dem Arzt Tian Shuyun, der einen Brief geschrieben und in einen Wagen der sowjetischen Botschaft geworfen, also sich den „Revisionisten “ angeschlossen und damit den „Gipfel der Reaktion “ erreicht hatte. […]

2.         Auch für geringere Verbrechen konnte man wegen seiner „bösartigen Haltung “ erschossen werden. Das geschah z.B. der Freundin dieses Arztes, die sich allenfalls durch Beihilfe oder auch nur dadurch strafbar gemacht hatte, dass sie sein Verbrechen nicht angezeigt hatte. Aber sie zeigte auf der „öffentlichen Urteilsversammlung “ keine Reue, „rief reaktionäre Losungen “ und wurde hingerichtet. Yu Luokes Untersucher, der Herr Ding, hatte schon früh festgestellt, dass Yu „reaktionär im Extrem “ war, aber Yus konkrete Handlungen reichten nicht aus; also wartete Herr Ding, bis im dreifachen Schlag „hart und rasch “ zugeschlagen und Yu der Vernunft und dem Recht gemäß erschossen werden konnte.

3.         Organisation war ein wichtiges Kennzeichen reaktionären Denkens. Hunderttausende sagten damals mal was Falsches; warum ging man gerade gegen uns vor? Ich glaube, der Grund war letztlich, dass wir uns 1962 in einem literarischen Salon organisiert hatten, der „Sonnentruppe “, die sie auch noch für einen Dissidentenklub gehalten haben.

Und sie sind meinem Gefühl nach noch viel genauer, viel komplizierter verfahren.

 
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