In den Gedichten von „Winternacht 0 Uhr Fünf Minuten“ (Gyeoulbam 0 Si 5 Bun), der erstmals 2009 in koreanischer Sprache erschienenen 14. Gedichtsammlung Hwang Tong-gyus, spielt der Schmerz eine große Rolle. Es ist der Umgang mit dem eigenen Schmerz und das Mitfühlen mit dem Schmerz eines anderen. Doch anders, als man es zunächst vielleicht erwarten würde, scheint der Schmerz für den prominenten koreanischen Dichter Hwang Tong-gyu weniger etwas Bedrohliches darzustellen, sondern vielmehr etwas, das der Dichter bejaht; mehr noch, er empfindet dem Schmerz gegenüber sogar Ehrfurcht.
Wie es die Übersetzerin Kim Kyunghee in ihrem Nachwort formuliert, komme in der Reflexion Hwang Tong-gyus „den Schmerzen gleichsam die Bedeutung von Heiligkeit zu, solange sie zur Reflexion über ihren Sinn, zum Mitgefühl mit anderen und zum Verständnis anderer führen und so auch die Verständigung der Menschen miteinander ermöglichen“ könne.
Auf diese Weise bringt er eine erstaunlich positive Nuance in die Wahrnehmung des Schmerzes, nämlich die Chance, durch den Schmerz das Leben neu wahrzunehmen, die Chance, durch die Wahrnehmung des eigenen Schmerzes kreativ zu werden.
Hwang Tong-gyu (geb. 1938) hat seit der ersten Veröffentlichung seiner Gedichte im Jahre 1958 bisher 15 Gedichtsammlungen herausgebracht und erhielt dafür zahlreiche bedeutende Auszeichnungen. Koreanische Literaturkritiker preisen ihn als einen Dichter, der das höchste Niveau erreicht hat, das die koreanische Sprache erstreben kann.
Nach „Windbestattung“, erschienen 1996 in der Edition Peperkorn, übersetzt von Miy-He Kim und Sylvia Bräsel, und „Stille der Blüten“, erschienen 2015 beim OSTASIEN Verlag, wird mit „Winternacht 0 Uhr Fünf Minuten“ nun das dritte Werk von Hwang Tong-gyu in deutscher Sprache vorgelegt. Kim Kyung-hee und Theodor Ickler, die Übersetzer dieser beiden Gedichtsammlungen, arbeiten bereits an weiteren Übersetzungen von Werken Hwang Tong-gyus. |
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