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Einband, Titelseite, Impressum, Inhalt, Vorwort der Übersetzerinnen, Anhang und Anmerkungen zum Text im PDF-Format |
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Pressestimmen |
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Werkstattbericht der Übersetzerin in ORIENTIERUNGEN 27 (2015), S. 107-118 |
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Rezension von Kai Köhler in literaturkritk.de vom 21.11.2016 |
Geheimnisse und Lügen Roman von Eun Heekyung [Ŭn Hŭi-gyŏng] 은희경 |
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Aus dem Koreanischen übersetzt von Edeltrud Kim und Kim Sun-Hi |
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Reihe Phönixfeder 18 |
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Der Roman Geheimnisse und Lügen (Bimilgwa geojitmal) erzählt die Geschichte der Familie Chong, einer alten Familie aus der „Kleinstadt K.“, und ihre Verwicklung in eine Fehde mit der Familie Choi. Einst entbrannt durch eine Art Gelehrtenstreit, wirkt der gegenseitige Hass über mehrere Generationen wie ein stetes Gift und vernichtet die berufliche Existenz des Bauunternehmers Chonguk. Selbst sein Sohn Yongjun, der bewusst der Enge seiner Heimatstadt zu entfliehen sucht und später als Filmregisseur Karriere macht, wird schließlich von der Vergangenheit eingeholt. Als er sich damit auseinandersetzt, kommt er, zusammen mit seinem Bruder Yonguh, zu dem er ein recht gespanntes Verhältnis hat, einem strenggehüteten Geheimnis seines Vaters auf die Spur. Eun Heekyung wurde 1959 in der Kleinstadt Kochang in der Provinz Nord-Jeolla geboren. Nach ihrem Koreanistikstudium, das sie mit dem Magister abschloss, war sie bei mehreren Verlagen und auch im Bereich der Filmbranche tätig. Geheimnisse und Lügen ist nach Ein Geschenk des Vogels (Saeeui seonmul), erschienen 2005 im Pendragon Verlag, der zweite in deutscher Sprache vorgelegte Roman der in Korea sehr bekannten Autorin; er wurde 2006 mit dem Isan-Literaturpreis ausgezeichnet. Ihr Ruhm beruht vor allem darauf, dass sie mit psychologischem Einfühlungsvermögen, scharfer Beobachtungsgabe und präziser Sprache Begebenheiten des alltäglichen Lebens darstellt und dabei Einblick in die Tiefen menschlicher Existenz gewährt. Die Besonderheit dieses Romans, der durch zahlreiche Vor- und Rückblenden dem Leser nach und nach die innere Logik dieser Verstrickungen enthüllt, liegt in der Intensität, mit der die Autorin herausarbeitet, dass auch ein scheinbar freier moderner Großstadtmensch seine Herkunft nicht abzustreifen vermag. |
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Vorwort der Übersetzerinnen | |
Wer einen Roman in die Hand nimmt, erwartet auch dann kein Vorwort, keinen Anhang und keine Anmerkungen, wenn dieses Werk aus einem dem deutschsprachigen Lesepublikum ziemlich weit entfernten Kulturraum stammt. Schließlich hat er zu einem literarischen Werk gegriffen und nicht zu einer wissenschaftlichen Abhandlung. Wenn Verlag und Übersetzerinnen sich dennoch entschlossen haben, dies alles zu dieser Übersetzung hinzuzufügen, so gibt es dafür selbstverständlich triftige Gründe. Der vorliegende Roman Geheimnisse und Lügen von Eun Heekyung ist ein historischer Roman, aber von den vielen koreanischen literarischen Werken, die das Leiden der Menschen in der japanischen Kolonialzeit, während des Koreakrieges und während der Militärdiktaturen thematisieren, unterscheidet dieser Roman sich dadurch, dass die historischen bzw. politischen Ereignisse selbst nicht sein Thema sind, sondern nur als Folie für das private oder öffentliche Handeln der Personen erwähnt werden. Dieser Umstand erlaubt es der Autorin, Vergangenheitsbewältigung, die in Korea in der öffentlichen Diskussion immer ideologisch verbrämt angegangen wird, aus rein menschlicher Perspektive zu betrachten und dabei das Leben in der japanischen Zeit ebenso wie das Verhalten während der Militärdiktatur als individuelle Problematik des Überlebens und als persönlichen Kampf zwischen dem Streben nach Erfolg und dem Wunsch nach moralischer Integrität darzustellen. Aber dies erschwert dem ausländischen Leser das Verständnis des Textes sehr. Um die inneren und äußeren Kämpfe der auftretenden Personen, ihre Erfolge und Niederlagen nachvollziehen zu können, muss der Leser nämlich über die historischen Fakten soweit Bescheid wissen, dass er die geschichtlichen Entwicklungen und politischen Situationen verstehen und das Handeln der Personen nachvollziehen kann. Diese Fakten und weitere Verstehenshilfen wollen wir mit den Anmerkungen und mit den Erläuterungen im Anhang bieten. Natürlich kann man sich fragen, ob es sinnvoll ist, ein literarisches Werk zu übersetzen, zu dessen Verständnis es eines solchen Apparates bedarf. Die Übersetzerinnen haben sich diese Frage mit ja beantwortet. Zum einen, weil sie glauben, dass dies ein vielschichtiges Werk ist, das dem deutschsprachigen Lesepublikum tiefere Einsichten in die koreanische Geschichte und Wirklichkeit sowie in die Mentalität der Koreaner vermitteln kann, und zum anderen, weil sie davon ausgehen, dass dieser literarische Versuch, sich mit einer schwierigen Vergangenheit auseinanderzusetzen, gerade im deutschen Sprachraum auf Interesse stoßen dürfte. |
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Zur Autorin und zu ihrem Werk | |
Mit der Übersetzung des 2005 erschienen Romans Geheimnisse und Lügen (Bimilgwa geojitmal) legen wir dem deutschsprachigen Lesepublikum den dritten Text der in Korea sehr bekannten Autorin Eun Heekyung vor. Wir hoffen, dass die Leser dieses anspruchsvollen Werks, das 2006 mit dem Isan-Literaturpreis ausgezeichnet wurde, so einen umfassenderen Eindruck von den erzählerischen Möglichkeiten der Autorin gewinnen können. Eun Heekyung wurde 1959 in Kochang in der Provinz Nord-Jeolla geboren. Sie hat Koreanistik studiert und nach dem Abschluss des Magister-Studiums bei mehreren Verlagen und bei der Event-Unternehmungsplanung gearbeitet, bei der sie oft für Filmgesellschaften tätig war. Sie ist verheiratet und hat einen Sohn und eine Tochter. Obwohl sie von ihrer Grundschulzeit an Freude an der Literatur und am Schreiben hatte, debütierte sie als Autorin erst relativ spät, nämlich 1995 mit der Erzählung Das Duett (Ijungju), die in der Tageszeitung Dong-A Ilbo erschien. Im gleichen Jahr wurde auch ihr erster Roman Ein Geschenk des Vogels (Saeeui seonmul) veröffentlicht, der sie mit einem Schlag berühmt machte und der ihr die erste Auszeichnung einbrachte, nämlich den Munhakdongne-Prosapreis, der 1995 zum ersten Mal verliehen wurde. Dieses Werk ist 2005 in deutscher Übersetzung im Pendragon Verlag Bielefeld erschienen. Im gleichen Verlag ist 2004 in dem Sammelband Ein ganz einfaches gepunktetes Kleid mit Erzählungen koreanischer Autorinnen in deutscher Übersetzung auch ihre Erzählung Die Schachteln meiner Frau (Anaeeui sangja) herausgekommen. Für diese Erzählung hatte sie 1998 den in Korea angesehensten literarischen Preis, nämlich den Yisang-Literaturpreis, erhalten. Nach ihrem ersten Roman hat die Autorin außer Geheimnisse und Lügen noch vier weitere Romane veröffentlicht:
Außerdem hat sie noch vier Erzählbände herausgebracht:
Der Erzählband von 2007 erschien 2012 in deutscher Übersetzung im EOS Verlag. Für dieses Werk wurde der Autorin 2008 der renommierte Dongin Literaturpreis verliehen. Außer den drei schon erwähnten literarischen Preisen erhielt die Autorin noch weitere Auszeichnungen:
Die Autorin ist keine im strengen Sinne des Wortes feministische Autorin, auch wenn sie oft weibliche Erfahrungen beschreibt, denn sie schreibt ebenso oft aus der Perspektive von Männern, um das menschliche Dasein als Ganzes in den Blick zu bekommen. Ihr Ruhm beruht im Wesentlichen darauf, dass sie mit psychologischem Einfühlungsvermögen, mit scharfer Beobachtungsgabe und präziser Sprache schonungslos Begebenheiten und Situationen des einfachen alltäglichen Lebens darstellt und dabei einen Einblick in die Tiefen der menschlichen Existenz gewährt. In früheren Werken hat sie die oft lächerlichen Anstrengungen ihrer Personen, etwas Besseres aus ihrem Leben zu machen, mit feinem Humor geschildert, der aber durchaus entlarvende Funktionen haben konnte. In dem von uns übersetzten Werk Geheimnisse und Lügen fehlt dieser Humor weitgehend, an seine Stelle ist als Grundhaltung eine vielschichtige historische Reflexion getreten, die das Verhalten der Personen aus ihren Zeitumständen und aus einer – wenn auch oft geleugneten – Heimatverbundenheit heraus aufzuschlüsseln versucht. Das unterscheidet dieses Werk von vielen anderen Romanen, deren Handlung in denselben Zeitspannen angesiedelt ist. Der Roman Geheimnisse und Lügen erzählt nicht chronologisch, sondern mit vielen Vor- und Rückblenden die Geschichte einer alten Familie aus dem Ort Kochang. Die Haupthandlung beginnt wohl in der japanischen Zeit, aber es fehlt nicht an Ereignissen aus der Zeit davor, und sie endet in der jüngsten Vergangenheit. Erzählt wird von den Schicksalen und zeitbedingten Verwicklungen der Familie Chong und von ihrem Widersacher, der Familie Choi. Im Mittelpunkt der Erzählung stehen die beiden Brüder Yongjun und Yonguh mit ihren Konflikten und Versöhnungsversuchen, sowie ihr Vater Chonguk als ein in den Augen seiner Kinder fragwürdiger Erzieher und als von der Gesellschaft zunächst geachteter erfolgreicher Unternehmer, der seine geliebte Heimat dann als Gescheiterter und Verachteter verlassen muss. In vielen Passagen wird auch von Chong Songil, dem Großvater der Brüder, berichtet, der eine in Kochang allseits geachtete Persönlichkeit war, der aber in den Zielen, die er sich für seine Familie gesetzt hatte, den gewünschten Erfolg nicht erringen konnte. Ohne dass man genaue Belege dafür anführen könnte, muss man davon ausgehen, dass das Erzählte Züge der Geschichte der Familie der Autorin aufweist. Durch den Tod ihres Vaters war sie intensiv mit der Frage nach dem Sinn des Daseins konfrontiert worden und hatte daher vermehrt über die Wurzeln und die Bedingungen der menschlichen Existenz nachgedacht. Aus diesen Überlegungen ist offensichtlich auch die Konzeption des vorliegenden Romans hervorgegangen, der zu großen Teilen in ihrer Heimatstadt Kochang spielt und für dessen männliche Hauptfigur sie ihren eigenen Vater als Vorbild genommen hat. Außerdem ist Yongjun so alt wie sie und studiert wie sie in den achtziger Jahren in Seoul. Außerdem steigt dieser Sohn der Familie wie sie von einem akademischen Beruf – in seinem Fall eine juristische Karriere – in eine künstlerische Laufbahn um, indem er Filmregisseur wird. In den Teilen des Romans, die von der Entstehung des Films Geheimnisse und Lügen berichten, geht es der Autorin allerdings weniger um künstlerische Fragen des Films als vielmehr um eine Darstellung des modernen städtischen Lebens als Kontrast zu den Verhältnissen in der Kleinstadt Kochang. Die Geschichte dieser Familie erscheint auf den ersten Blick als Geschichte ihres Untergangs, aber indem die Autorin im letzten kurzen Kapitel auf die Anfänge ihres Heimatortes in der koreanischen Frühgeschichte der drei Han-Reiche hinweist und mit Nachdruck betont, dass diese Staaten sich aufs Heftigste dagegen gewehrt hatten, als eigene Entitäten unterzugehen, verweist sie auf das Kontinuum der Geschichte hinter allen Brüchen, die die Menschheit erlebt, und weckt so doch noch eine vage Hoffnung auf eine günstigere Zukunft als die, die sich am Ende ihrer Romanhandlung abzuzeichnen scheint. |
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