東京2020 夏季オリンピック大会と日本における COVID-19 パンデミック: メディア表現とその分析
新型コロナウイルスの世界的な感染拡大により 2021 年に延期された東京 2020 夏季オリンピックは、 当時の安倍晋三元首相を中心とする日本政府の政治的打算によれば、 1964 年の輝かしい日本初のオリンピックの再現並びに 2011 年に見舞われた三重苦 (地震、 津波、 フクシマ) からの「復興」の証となるはずであった。しかし、このメガイベントは COVID-19 パンデミックにより完全に背景に追いやられてしまう。
この論文集は、 日本の社会学者、 メディア研究者とボン大学日本研究者の共同企画により生まれ、 日本語およびドイツ語による 「東京 2020」 に関する報道を再考察し論究したものである。 収録された各論考は、従来の印刷メディアの役割を、新しいオンラインメディアやソーシャルネットワーク (SNS) と照らし合わせながら批判的に分析し、 東京 2020 開催前に高まる開催国内の憤りを明らかにするとともに、 日本における新型コロナウイルスの感染拡大という極めて困難な局面の考究に寄与するものである。

  OSTASIEN Verlag
  Kontakt
  Reihen
  Zeitschriften
  Gesamtverzeichnis
  Impressum
   
   
   
 
   
  Umschlagvorderseite im PDF-Format
   
  Buchvorstellung im PDF-Format

Rückblicke zum Großen Kantō-Erdbeben von 1923:
Literarische, historische, philosophische und visuelle Perspektiven

 
   

Harald Meyer und Reinhard Zöllner (Hg.), unter Mitwirkung von Daniel Gerichhausen, Hendrik Groth und Paul Schoppe

 
   
   

ORIENTIERUNGEN, Themenband 2023
OSTASIEN Verlag, Gossenberg
Softcover (21,0 x 14,7 cm), vi + 241 Seiten
2024. € 29,80
ISBN-13: 978-3-911262-05-7 (978-3911262057, 9783911262057) ISBN-10: 3-911262-05-1 (3911262051)
Vertrieb: CHINA Buchservice / Bestellen

 
   

Am 1. September 1923 ereignete sich in Japan das Große Kantō-Erdbeben, das in weiten Bereichen der Großstädte Tōkyō und Yokohama umfassende Schäden anrichtete und über 100.000 Todesopfer forderte. Unmittelbar nach den ersten Erschütterungen entstanden zudem vielerorts Brände, wodurch ein Großteil Tōkyōs zerstört wurde und die Katastrophe historische Dimensionen annahm. Infolgedessen sahen sich viele namhafte Intellektuelle dazu verpflichtet, ihre Eindrücke für die allgemeine Öffentlichkeit festzuhalten, sodass der heutigen Nachwelt aufschlussreiche Quellen zur Verfügung stehen. Dieser Band eines japanologischen Teams der Universität Bonn präsentiert hundert Jahre danach nebst einigen historischen Rückblicken mehrere bislang nicht auf Deutsch zugängliche Zeugnisse von Größen wie Tayama Katai (1872–1930), Yosano Akiko (1878–1942), Miyamoto Yuriko (1899–1951), Takehisa Yumeji (1884–1934) und Watsuji Tetsurō (1889–1960). Ergänzt werden sie durch eine Auswahl repräsentativer Fotografien, während zwei annotierte Bibliografien den gegenwärtigen literaturwissenschaftlichen und historischen Forschungsstand überblicken. Die so erschlossenen Perspektiven auf die Katastrophe gewähren in ihrer Diversität Einblicke in die damaligen Ereignisse und zeigen zugleich Bewältigungsstrategien auf, deren kritische Beleuchtung von zeitlosem Interesse ist.

´´
 
   
   
   
Inhalt  
   
Vorwort (Harald Meyer) [PDF]  
   

Reinhard Zöllner
„Das Gewissen wirkt in umgekehrter Richtung“: Das Massaker an den Koreanern

 
   
Harald Meyer
Takehisa Yumeji (1884–1934) und seine „Bildwahrheiten zur Tokyoter Katastrophe“
 
   
Harald Meyer
„Das Leid Tokyos, wo ich geboren war“: Kommentare der politischen Autorin Miyamoto Yuriko (1899–1951)
 
   
Daniel Gerichhausen
„Die Stadt liegt in Ruinen!“: Auszüge aus Tayama Katais Tōkyō shinsaiki (Aufzeichnungen zur Erdbebenkatastrophe von Tōkyō)
 
   
Martin Thomas
Dichten über das Unbeschreibbare: Nagata Seirans „Aufzeichnungen über die Erdbebenkatastrophe“ (1924)
 
   
Julia Marija Sugawara
„Und auch der Mond schien inmitten der Gefahr bereits geflohen“: Textuelle Emotionen in einigen Tanka zum Großen Kantō-Erdbeben von Yosano Akiko
 
   
Paul Schoppe
Übersetzungen aus dem „Tagebuch der Erdbebenkatastrophe“ (Shinsai nisshi) des Historikers Kita Sadakichi (1871–1939)
 
   
Daniel Gerichhausen, Itō Tomohide und Yukawa Shirō
Das Große Kantō-Erdbeben in Friedrich Max Trautz’ Biografie
 
   
Michael Albert
Zwischen Diplomatie und Weltrevolution: Der „Lenin“-Zwischenfall als Spiegel der frühen japanisch-sowjetischen Beziehungen
 
   
Hendrik Groth
„Der Wiederaufbau allein führt zu nichts“: Watsuji Tetsurō (1889–1960) und seine „Eindrücke zur Katastrophe“
 
   
Harald Meyer
Anmerkungen zu Yoshimura Akira (1927–2006): Kantō dai-shinsai („Das Große Kantō-Erdbeben“, 1973)
 
   
Hendrik Groth
Schriftstellerische Auseinandersetzungen mit dem Großen Kantō-Erdbeben: Eine annotierte Bibliografie der Forschungsliteratur
 
   
Paul Schoppe
Rückblicke zum Großen Kantō-Erdbeben: Annotierte Bibliografie einer Auswahl historischer Darstellungen
 
   
Fotostrecke: Wahrzeichen von Tōkyō und Kamakura vor und nach dem Großen Kantō-Erdbeben  
   
Paul Schoppe
Fotostrecke: Das Große Kantō-Erdbeben in der Metropole Tōkyō
 
   
Hendrik Groth
Fotostrecke: Das Große Kantō-Erdbeben in den Präfekturen Kanagawa und Shizuoka
 
   
Bildnachweise zu den drei Fotostrecken  
   
Autoren  
   
 
 

Vorwort

 

Der vorliegende Themenband der orientierungen zu historischen Quellen sowie literarischen Texten über das Große Kantō-Erdbeben, das sich am 1. September 2023 zum hundertsten Mal jährte, geht auf die Vernissage sowie Finissage zu einer von Studierenden der Japanologie an der Universität Bonn gestalteten Poster-Ausstellung mit dem Titel „Tokio in Flammen“: Deutsche und japanische Reaktionen auf das Kantō-Erdbeben 1923 zurück, die vom 1. bis zum 20. September 2023 am Japanischen Kulturinstitut (JKI) der Japan Foundation in Köln gezeigt wurde. Ausstellung und Vernissage thematisierten beinah ausschließlich historische Aspekte jener Erdbebenkatastrophe apokalyptischen Ausmaßes für die Metropolregion Tokyo-Yokohama, so dass unmittelbar im Vorfeld das Direktorium des Kulturinstituts mit dem Wunsch an uns herantrat, auch noch auf literarische Adaptationen und Aufarbeitungsversuche oder persönliche Rückblicke einzugehen. Allerdings stand anfangs noch gar nicht fest, ob hierzu, abgesehen von Yoshimura Akiras allbekanntem Bestseller aus dem Jahre 1973, überhaupt nennenswerte Texte in allerkürzester Zeit ausfindig zu machen sind. Die Herausgabe dieses Bandes beantwortet diese Frage aber bereits recht eindeutig, wobei lediglich eine eher zufällige Auswahl aus der Ferne getroffen werden konnte. Zwei dem Band hinzugefügte annotierte Bibliografien, die keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit erheben, mögen die Vielfalt von historischen Darstellungen, literarischen Reaktionen sowie deren literaturwissenschaftliche Erfassung in Japan vor Augen führen. Freilich hätten weiterführende Recherchen, insbesondere vor Ort in japanischen Archiven und Bibliotheken, weiteres Material zu Tage gefördert, doch wäre dadurch der Erinnerungstermin „1. September 1923 – 100 Jahre danach“ in immer größere zeitliche Entfernung gerückt.

Über die unmittelbare Kontextualisierung, die Einordnung der Quellen und Textausschnitte hinaus bestanden keine theoretischen Ansprüche. Die eingefangenen Stimmen der Erinnerung sind im Zeichen einer höchst lebendigen japanischen Erinnerungskultur zu sehen, deren Mechanismen und Arbeitsweisen grundsätzlich strukturell zu erforschen indes eine Herausforderung darstellt, die unser Vorhaben überfordert hätte. Stattdessen sei darauf verwiesen, dass sowohl die öffentliche Poster-Ausstellung am JKI in Köln wie auch die dazugehörige Vernissage sowie Finissage und nicht zuletzt der vorliegende or-Themenband selbst auch wieder Teil einer Erinnerungsleistung sind, die vorteilhafterweise, wie hier vollzogen, Sprach- und Kulturbarrieren zu überwinden vermag. Sammelbände und Gemeinschaftsproduktionen sind und bleiben tendenziell eher heterogen – im vorliegenden Fall möge die sich zeigende Vielfalt der Texte, die Historisches, Visuelles, Essayistisches ganz unterschiedlicher Prägung und große Erzählprosa sowie Lyrik miteinander vereint, indes nicht einfach nur als Sammelsurium von allzu Unterschiedlichem, sondern als Ausdruck einer ebenso nachhaltigen wie lebendigen japanischen Erinnerungsleistung aufgefasst werden.

Am 1. Januar 2024 ereignete sich mit dem Reiwa rokunen Noto-hantō jishin 令和 6 年能登半島地震 („Erdbeben auf der Noto-Halbinsel im 6. Jahr Reiwa“) bereits die nächste Katastrophe – die größte Verheerung seit dem Heisei nijūsannen Tōhoku-chihō taiheiyō-oki jishin 平成 23 年東北地方太平洋沖地震 („Erdbeben an der Pazifik-Küste vor der Tōhoku-Region im 23. Jahr Heisei“) vom 11. März 2011, besser bekannt als Higashi-Nihon dai-shinsai 東日本大震災 („Große Erdbebenkatastrophe Ostjapans“) und im deutschen Sprachgebrauch verkürzt und zugespitzt als „Dreifachkatastrophe von Fukushima“ bezeichnet. Es ist nicht nur zu befürchten, sondern gilt leider als sicher und unausweichlich, dass der Japanische Archipel hinsichtlich seiner permanent messbaren seismischen Aktivitäten kaum je zur Ruhe kommen wird. Umso bedeutsamer erscheint eine kontinuierliche japanologische Beschäftigung mit diesem grundlegenden Thema. Unser Augenmerk gilt es dabei ebenso auf die mentalitätsbedingten und politisch-sozial geprägten unmittelbaren Reaktionen wie auch auf kulturelle Eigenheiten offenbarende, langfristige Verarbeitungsweisen zu legen.

Bonn, im Mai 2024